Geschichten

Sommer Sonne Fülle

Ordnungen des Lebens

Ich zucke immer öfter zusammen, wenn ich den Wetterbericht höre – nicht weil das Wetter nicht meinen persönlichen Wochenendwünschen entspricht, sondern weil ich mich nicht mehr so wie früher (vielleicht auch meinem Alter geschuldet) über die Sonne freuen kann, wenn es z.B. schon so früh im Jahr sehr warm wird. Es lässt mich zumindest zwiespältig fühlen – ja fein, kann ich schon in die Sonne, die ich liebe; aber zugleich sehr traurig, weil es gar keinen richtigen Frühling mehr gibt, keine Übergänge; außerdem verzweifelt, weil der Klimawandel als Folge der Überfüllung unseres Lebens mit Dingen und Diensten, die produziert und verwendet und bewegt und verschwendet und entsorgt werden müssen, bedrohlich stattfindet, und weil es in Gesellschaft und Politik so viele Widerstände gibt gegen notwendige Aktivitäten zum Schutz unseres Planeten. Statt sommerlicher Fülle erleben wir voll viel „Zuviel“: Als würden die Wetter-Extreme unterschiedlicher Art diese Extreme in unserer Gesellschaft wiederspiegeln – zu viel Konsum, extrem ungleich verteilt, extreme Polarisierungen, extrem schnell, extrem einseitig, extrem verhärtete Fronten etc.

Und eigentlich könnten sommerliche Hitze und Fülle so schön und freudvoll sein, ich könnte mich ausdehnen, öffnen, Schönheit der sommerlichen Fülle sehen, das Blühen und Gedeihen und Wachsen und Expandieren, die Farben, die Vielfalt genießen. Mach ich auch, halt nur mit diesem Beigeschmack.

Mich hat der Begriff „Ordnungen der Liebe“ von Bert Hellinger (Begründer der Familienaufstellungen nach Hellinger1) anfangs etwas verwirrt – echt jetzt?, Ordnung braucht es das?

Und … ich habe es mit der Zeit verstanden. Hier geht es um Würdigung von Rechten und Plätzen in einem System – es ist z.B. nicht in Ordnung, wenn Kinder Elternrollen einnehmen müssen, weil die Eltern nicht wirklich erwachsen sind oder wenn Kinder misshandelt werden!

Ähnlich geht es mir jetzt mit der Natur und uns Menschen hier auf dieser Erde: Die Natur ist in ihrer Weise geordnet:

  • es gibt (gab?) jahreszeitliche Abfolgen, unterschiedlich nach Regionen …
  • alles hängt miteinander zusammen, ist abhängig voneinander …
  • wir befinden uns in einem Kosmos, der voller Wunder und zugleich voller Ordnung ist… (Chaos inkludiert)

Geht demgegenüber die vom Menschen selbsternannte Freiheit zu weit? Ist uns die Orientierung verloren gegangen? Schaffen die Ordnungen der Liebe und des Lebens (in einem umfassenderen Sinne als Hellinger sie auf die Familiensysteme bezog) vielleicht erst Freiheit?

In der Shambhala Wilderness Schule orientieren wir uns an einem sog. Medizinrad – eines von zahlreichen. Wir betonen immer wieder in unseren Seminaren, dass es nicht darauf ankommt, welches der vielen die Teilnehmer*innen anwenden. Alle sind in sich „geordnet“ und sinnvoll, alle sind gute Orientierungssysteme für das „mensch-natürliche“ Leben sowie das Leben der anderen Wesen und das Wirken der Kräfte.

Im Sommerschild2 unseres Medizinrades ist viel Platz für dieses Gedeihen, Blühen, Entfalten und Wachsen; es ist auch das Kinderschild: die Kleinen sollen gedeihen, sich entfalten, blühen und wachsen! Tatsächlich hat der Sommer auch etwas Grenzenloses und auch Unbändiges – schon immer gab es Gewitter und Unwetter mit der Hitze des Sommers und Flüsse, die überfluten. So sind auch Kinder manchmal nicht „zu bändigen“, kennen keine Grenzen … Ihr gutes Recht! Das ist die Zeit wo die Lebens-Kraft sich entfalten muss, da kann sie dann schon mal überschießen … Glücklich die Kinder, die in einem Umfeld aufwachsen, das diese Kraft sieht, respektiert und achtsam und liebevoll das „Konzept Grenze“ einführt, welches auch für Ordnungen so wichtig ist – Ordnungen der Liebe, des Lebens, der Natur.

Wenn du zu uns in ein Sommer-Seminar kommst, wird es oft auch um diese Kraft gehen – in unterschiedlichen Aspekten: Mal mehr um das Erlauben der Kraft als expansive, vielleicht sogar explosive wilde Energie, mal mehr um diese wärmende Liebesenergie, mal mehr um die eventuell auch etwas heißere Erotik … Das ist in Ordnung 🙂 Weil in der Ordnung des Medizinrades gibt es ja für erwachsene Menschen auch noch die 3 anderen Schilde/Himmelsrichtungen/Jahreszeiten – diese Balancieren sich nämlich untereinander (in vielen der Seminare gehen wir daher auch rund ums Rad, egal was das Thema ist)3. Wobei Balancieren wirklich ein passendes Wort ist, weil es beweglich und dynamisch und freundlich und umsichtig ist … Vielleicht stimmiger als Ordnungen? Außerdem ist es ein Verb – nicht eine fixierte Balance gehalten forever, sondern wie das Leben … immer in Bewegung.

Wenn der Körper nicht mehr atmet und sich nicht mehr bewegt, sind wir tot.

Wie konnte aus dieser wunderbaren Expansion der menschlichen Entwicklung nur immer wieder soviel Tod Bringendes resultieren? Im Aus-Balancieren dieser Tragik (die ich mir auch zu fühlen erlaube) suche ich nach jeder Spur von achtsamem, liebevollem, respektvollem, nachhaltigem, umsichtigem Denken, Begegnen und Handeln, in mir und außerhalb von mir.

May there be REAL freedom held in LOVE for all sentient beings!

1 Bert Hellinger, Ordnungen der Liebe: Überblick, wie die Liebe gelingt, 2010
2 Schilde heißen bei uns die 4 Himmelsrichtungen/Jahreszeiten des Medizinrades
3 Im Sommerseminar ‚Zwischen Himmel und Erde‘ kommt zusätzlich zum horizontalen Medizinrad auch noch die sog. Vertikale Achse zwischen diesen zwei polaren Urkräften des Lebens dazu … Volle Fülle …

Foto © anramb, Pixabay

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